Cocktail für einen Vampir - Heiß und kalt!

Wochen lang musste ich für die Prüfungen lernen und hatte weder Zeit noch Muße zu lesen. Jetzt, nachdem die schriftlichen Prüfungen hinter mir liegen hauche ich wieder Leben in meinen Blog und werde meinen riesigen SUB-Stapel langsam abbauen! Zum Anfang soll es ein Klassiker aus der Unterhaltensszene sein, der einfach zum Anbeißen ist:


von Charlaine Harris


Originaltitel: Deadlocked (Band 9)         Genre: Romantasy
Autor: Charlaine Harris                      Umfang: ca. 425 Seiten
Reihe:  I. Der Vampir, der mich liebte   II.Vampire bevorzugt 
               III. Ball der Vampire             IV. Vampire schlafen fest
               V. Ein Vampir für alle Fälle            VI. Vampirgeflüster 
               VII. Vor Vampiren wird gewarnt       VIII. Vampir mit 
               Vergangenheit                  IX. Cocktail für einen Vampir
Erschienen: erstmals Januar 2012;          bei dtv   März 2013
Empfohlen: ab ca. 15 Jahren                 Kaufen:  bei Amazon

Inhalt

Das Leben von Sookie Stackhouse, der gedankenlesenden Kellnerin, ist niemals langweilig. Sie ertappt Eric, ihren Vampir-Liebhaber, am Hals einer anderen Frau, die kurz darauf tot aufgefunden wird. Zusätzlich erschwert wird diese Situation nicht nur durch die Polizei, sondern auch durch den Besuch von Felipe, dem Vampirkönig. Sookie und Bill, der Vampirermittler, müssen herausfinden, wer verantwortlich für den Mord ist. Auch die Elfen machen Sookie langsam Sorgen, da das Portal scheinbar für immer geschlossen wurde...




Meinung

"Cocktail für einen Vampir" ist der neunte Band in der Serie um Sookie Stackhouse aus dem kleinen Städtchen Bon Temps in Luisiana in den USA. Anders als bei manchen Folgebänden ist es empfehlenswert alle Bücher in ihrer Reihenfolge zu lesen, denn es finden immer neue Entwicklungen statt, die ohne Vorwissen nicht nachvollziehbar sind. Außerdem beziehen sich Figuren oft auf vergangene Geschehnisse und damit werden Bezüge zwischen den Bändern hergestellt. 

Die Geschichte von Sookie Stackhouse ist mehr als eigenartig. Zum einen lebt sie in einer Welt voller übernatürlicher Wesen, wie Vampiren, Wergeschöpfen, Elfen und anderen, uns unbekannten Wesen. Zum anderen ist sie selbst eine Gedankenleserin und gerät ständig in Schwierigkeiten. 

Als Figur ist Sookie auf den ersten Blick einfach gestrickt. Die junge Kellnerin ist nicht groß gebildet, offen und direkt, liebenswürdig und hilfsbereit. Vor allem junge Frauen werden sie leicht als Identifikationsfigur verstehen können, da man als Leser einen offenen Einblick in alle ihre Gedanken hat. Sookie weckt Symphatiegefühle in uns, wenn sie in Schwierigkeiten gerät, sich verliebt oder im Affekt handelt. 

Harris zeigt uns die Gedankenleserin als eine Figur, die vor allem dem Leser gegenüber ehrlich und fair ist. Ihre Gedanken sind manchmal schockierend, wegen ihrem drastischen Charakter und dann wieder sehr romantisch und reich an Bildern und Visionen. Sookie kommt einem als Person sehr real und lebensnah vor. Charlaine Harris beschönigt nichts, versucht nicht Kontraste zu erzeugen oder sie zu verstärken, sondern zeichnet eine junge Kellnerin, wie wir sie heute kennen könnten, trotz der vielen übernatürlichen Wesen um sie herum. 

Sookie ist die dem Leser am nächsten stehende Figur des Romans. Aus ihrer Perspektive erfährt der Leser um das Geschehen. Damit ist man in die Entwicklungen eingebunden, weiß jedoch an keiner Stelle mehr als Sookie selber, manchmal aber weniger, wenn Harris die Spannung verstärken will. Wenn mir Informationen vorenthalten werden, dann ist das ärgerlich, aber es steigert die Anspannung und lässt mich sehnlichst auf die Lösung warten.

Die Gedankenleserin wird von vielen anderen Figuren umgeben, so auch ihrem Liebhaber und Vampir-Ehemann Eric Northman. Trotz seiner Kälte und abweisenden Haltung, die man teilweise für Ignoranz und Gleichgültigkeit halten könnte, kann ich Eric nicht verurteilen oder verabscheuen. Eric steht dieses Mal nicht im Zentrum der Geschichte, obwohl er am Mord beschuldigt wird. Er ist eine Nebenfigur, Sookies Liebhaber, mit dem sie Probleme hat. Zwar rechtfertigt Sookie diese damit, dass er als Vampir seine Gefühle und Gedanken schlecht ausdrücken kann, aber es zeichnet sich eine Krise in deren Beziehung ab. 


Zwischen Eric und Sookie gibt es wenig Absprache. Ihre Probleme sind denen von vielen Paaren ähnlich. Es herrscht Unverständnis für seinen Partner und beide warten auf Liebesbeweise, sind aber nicht gewillt den ersten Schritt zu machen. Die Frage, die Charlaine Harris aufwirft ist, ob es Liebe allein schaffen kann alle Disparitäten zu überbrücken. Aus dem Schluss des Romans kann ich mir die Antwort denken: Nicht nur Liebe, sondern auch Vertrauen und Kommunikation sind wichtig um gemeinsam Entscheidungen zu treffen und glücklich zu sein. 

Trotz der kritischen Situation in deren Beziehung halten Eric und Sookie zusammen, wenn es darauf ankommt. Sie spielen sich nicht gegenseitig aus, sondern unterstützen einander. Letztendlich schaffen es die beiden aber nicht ihre Probleme zu überwinden und der Schluss des Romans deutet darauf hin, dass die Beziehung beendet ist. 

Die Autorin zeigt in "Cocktail für einen Vampir" den Verlauf einer Beziehung, die es im richtigen Leben geben könnte und macht somit ihren Roman glaubhaft und realitätsnah. Ich habe mich selber gefragt, ob es eine Möglichkeit gegeben hätte, das Ende zu verändern. Meiner Meinung nach war es vor allem die fehlende Kommunikation, welche die beiden auseinander getrieben hat. Hätte es mehr Aussprache gegen, wäre ein alternativer Ausgang denkbar gewesen. 

Die vielen anderen Figuren des Romans, wie Bill, Tara, JB, Sam, Felipe, Pam und andere haben ihre Finger im Spiel und sorgen ständig für neue Wendungen im Geschehen. Es ergibt sich ein harmonisches Gesamtbild des Städtchen Bon Temps und Sookies Leben. Obwohl es eine nette Ablenkung vom Hauptstrang ist, finde ich, dass man die einzelnen Geschichten von Sookies Freunden auch weglassen könnte. 
Manche sind zwar ein wenig in der Handlung verankert, aber andere haben mit ihr gar nichts zu tun. Ich weiß nicht, ob es Sinn macht zu viel über die Geburt von Taras und JBs Kindern zu schreiben, wenn es im weiteren Verlauf der Handlung keine Rolle spielt. Der Gesamteindruck wird davon nicht gestört, aber diese Szenen bringen dem Leser wenig Erkenntnisse. 

Charlaine Harris zeigt auch familiäre Beziehungen, die in der Krise sind. So stellt sie die Frage, wie viel man Verwandten anvertrauen kann und sollte. Es fällt schwer Menschen gut einzuschätzen, die man schlecht kennt, wie es bei Sookies Elfen-Verwandten der Fall ist. Misstrauen zwischen den Elfen zeigt die Autorin aus verschiedenen Blickwinkeln und gibt dem Leser damit Stoff zum Nachdenken. Sind deren Probleme nicht auch Spiegel der Wirklichkeit? Wie oft denken wir nur an uns selbst, handeln aus egoistischen Motiven und verletzten damit unsere Verwandten oder Freunde?

Den Aufbau und den Handlungsverlauf strukturiert Charlaine Harris wie immer gekonnt. Sie steigt erst ruhig ein und lässt den Leser in die Situation eintauchen. Rückblicke und Zusammenfassungen erlauben es Bezüge zum letzten Band, "Vampir mit Vergangenheit", herzustellen und sich in Bon Temps erneut einzufinden, um nun herauszufinden, wie es weiter gehen soll. 
Die Idylle wird unterbrochen durch Sookies Auftauchen bei Eric, wo sie ihn am Hals einer jungen Frau erwischt - Kym Rowe. Kurze Zeit später erklingen Polizeisirenen und Sookie erfährt, dass Kym tot in Erics Garten aufgefunden wurde. Aus meiner Sicht ist das ein knackiger Einstieg, der sofort Spannung schafft und gleichzeitig Raum für Spekulationen bietet. 

Die Polizeiermittlung habe ich mir anders vorgestellt und sie kommt mir im Roman etwas stilisiert vor. Das Verhör ist sehr konzentriert auf die Ausrichtung des Romans. Mit anderen Worten: Charlaine Harris nutzt die Ermittlung, um den Leser zu polarisieren. Mal deutet sie die Schuld von Eric an, bringt Argumente und Beweise, dann entlastet sie diesen erneut durch Sookies Überlegungen, ihre Erfahrungen und Vorstellungen von ihrem Liebhaber. Außer Eric werden mehrere Personen unter die Lupe genommen, aber keiner der möglichen Täter scheint ein eindeutiges Motiv zu haben. 

Sehr spitzfindig spinnt die Autorin den Faden weiter, bringt neue Figuren ins Spiel, zeigt Zusammenhänge auf und macht den Mord und dessen Aufklärung immer spannender. Trotz komplizierter Entwicklungen bleibt die Geschichte strukturiert und gut nachvollziehbar. 

Bis zum Schluss ist dem Leser unklar, wer an dem Tod von Kym Rowe schuld ist. Das Finale ist unerwartet, aber zugegebener Maßen nicht schockierend für mich gewesen. Womöglich ist für mich nach dem neunten Band die Luft schon raus und Sookies Geschichte wird nicht spannender. Zwar war ich erstaunt, die Wahrheit zu erfahren, war aber von der Geschichte nicht ergriffen. 

Eines der Highlights des Romans ist für mich die Sprache. Sie kann als alltäglich, lebensnah, aber sarkastisch und gleichzeitig bildhaft beschrieben werden. Der Roman liest sich leicht und zaubert oft ein Lächeln auf die Lippen, auch wenn er nicht zum Lachen bringt. Der Stil macht es möglich sich beim Lesen zu entspannen, wenngleich schreckliche Dinge geschehen, die Sookie aber auf eine Weise darstellt, die es einem unmöglich macht, diese ernst zu nehmen. Der heitere Unterton, Sookies komische Kommentare und ihre verdrehte Logik, wenn sie vom Thema abschweift und eigenartige Assoziationen hat, machen den Roman zu einer angenehmen Lektüre. 

Am Ende will ich noch einmal anmerken, dass die Serie "True Blood" zwar auf den Büchern dieser Reihe basiert und vieles tatsächlich auf dem Bildschirm seinen Abklang findet, aber trotz allem große Unterschiede zwischen Serie und Buch vorhanden sind. Wer also nur die Serie kennt, sollte nicht einfach einen Band der Reihe zur Hand nehmen. Nicht nur Figuren haben etwas andere Charaktere, auch die Geschichte hat sich in den Romanen anders entwickelt aus die Macher der Serie dies am Bildschirm zeigen. 



Fazit

Als neunter Band der Serie um Sookie Stackhouse von Charlaine Harris ist "Cocktail für einen Vampir" ein weiterer Roman um Sookies Leben. Durch ihren Charakter, ihre Offenheit und ihre unverblümte Art sich auszudrücken ist die Gedankenleserin symphatisch und erscheint real. 
Ihre Beziehungsprobleme mit Eric sind nichts außergewöhnliches, denn viele Paare haben mit Unverständnis und mangelnder Kommunikation zu kämpfen. Harris wirft damit aktuelle Fragen und Probleme auf und konfrontiert den Leser damit. Sie zeigt einen möglichen Ausgang, lässt aber Raum für Überlegungen und Spekulationen. 

Ich kann den Roman an diejenigen empfehlen, welche ihre Sookie-Stackhouse-Reihe gerne um einen  weiteren Band erweitern würden. Das Buch alleine zu lesen, ohne Vorwissen, sehe ich als problematisch und würde eher empfehlen mit dem ersten Band "Der Vampir, der mich liebte" anzufangen. 




Küsse,
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Janna