Reisen: Paris steht auf Knochen - Die Katakomben!

Unter der Erde, unter dem unendlichen Strom von Autos und Fußgängern, verbergen sich hunderte von Kilometern lange Galerien mit hunderten von Kubikmetern  Knochen.


„Bleib stehen! Hier herrscht der Tod!“ – steht es eingraviert in einer Steinplatte vor dem Eingang in die Pariser Katakomben. Eine unterirdische Stadt, von der die Fantasten nur träumen können.
Man vermutet, dass die Stadt des Todes sich über 300 km unter der Erde erstreckt, aber genau kann das niemand sagen, denn eine Karte von den unterirdischen Gängen existiert nicht.
Es ist eine fast schon verlorene Welt mit ihrer eigenen Vergangenheit. Dunkel und gefährlich – das Reich des Todes.



 Die Entstehung dieser Gänge geht bis ins 12 Jahrhundert zurück – zur Entstehung von Paris. Denn woraus sollten die Menschen ihre Häuser bauen? Sie holten sich die Steine aus der Erde, indem sie tief Gruben und schließlich so viele Steine entfernten, dass ganze Galerien entstaden. Diese Schachten wurden immer größer und länger. Heute steht ganz Paris auf einem riesigen Hohlraum und nur die Wände stützen die riesige Metropole…und die Knochen!

1418 starb die Hälfte der  Bevölkerung an einer schlimmen Pestwelle.


Selbst die größten Friedhöfe waren zu klein, um eine solche Masse an Toten zu beerdigen. So blieben die Leichen oft über lange Zeit entweder bei dem Verstorbenen zuhause oder auf der Straße, wo sie einen fürchterlichen Gestank erzeugten.
Und schließlich fand man eine Lösung – die Katakomben.
Alle Opfer der Beulenpest wurden in die unterirdische Stadt gebracht. Es gab kein Verzeichnis von Namen, keinen der diesen Vorgang kontrollierte. Die Toten hatten weder ein christliches noch überhaupt irgendein Begräbnis bekommen. Sie wurden einfach runter in die Tiefe geworfen oder besser gesagt geschubst.  

Nach der Nacht auf den 24. August 1572 kamen noch weitere Opfer ins Reich des Todes.


Das heilige Fest des Bartholomäus sollte zum Massaker werden. Tausende Protestanten, auch Hugenotten genannt, waren in die französische Hauptstadt geströmt, um die Hochzeit ihres Oberhauptes, Henrich von Navarra, mit Marguerite Valois, die Schwester des Königs (Karl IX) mitzuerleben.
Die Königsfamilie fasste einen teuflischen Plan, um für alle Mal Schluss mit den Protestanten zu machen. Die Häuser, in denen die Hugenotten lebten, wurden mit weisen Kreuzen gekennzeichnet und in der Bartholomäusnacht (so wird dieses historische Ereignis heute genannt) ihre Bewohner gewaltsam getötet.
Ein ausgezeichnetes Buch um all diese Intrigen von innen zu durchleben ist „Die Bartholomäusnacht (Konigin Margot)“ von Alexander Dumas. Ein exzellentes Buch!


Ein weiterer Strom an Toten füllt die unterirdische Welt.

Inzwischen haben die Katakomben einen düsteren Namen erhalten: das Reich der Dunkelheit. Die Menschen fürchten sich davor, haben Angst vor den Geistern der Toten und verschließen oder vermauern die Eingänge zu der unterirdischen Stadt. Früher gab es in allen Häusern einen Zugang zu den Katakomben – jetzt nicht mehr.


1777 entsteht auf Befehl des Königs die Inspektion.

Ihre Aufgabe war es die Katakomben zu „reinigen“. Mit anderen Worten: für Ordnung zu sorgen.
Sie begannen die Katakomben zu erkunden und verrichteten ihre „Reinigung“. Unter den großen und wichtigen Straßen und Gebäuden stellten sie in den unterirdischen Gängen Markierungen.
Diese Inspektion gibt es auch heute noch. Und obwohl sie fast 250 Jahre Zeit hatten, bleibt ein großer Teil der Katakomben unerforscht.


Wie lange wird es dauern, bis man eine Karte von der unterirdischen Welt zeichnen kann? Die Menschheit schweigt.

Mit abertausenden von Gängen stellen die Katakomben unter anderem auch eine gute Zuflucht für Räuber und Banditen da. Zwar ist es gesetzlich strengstens verboten in die Katakomben hinabzusteigen, aber es riskieren doch manche ihr Leben dafür.
Was gibt es spannenderes, als in eine neue Welt abzusteigen? Sie zu erkunden und dort zu leben; ein eigenes Reich entdecken, dass nur du kennst.

Außer den Räubern sind die Katakomben aber auch das Reich der sogenannten Kataphilen. Das sind Menschen, die großes Interesse an der Geschichte der unterirdischen Stadt haben, ihre Traditionen und Bräuche erhalten.
Sie haben Karten von den Katakomben, aber nur von den Teilen, die sie selber erkunden. Zudem besitzen sie zahlreiche Traditionen.
Eine davon, zum Beispiel, ist das hinterlassen von Traktaten, in denen die Autoren darauf aufmerksam machen, die Katakomben zu ehren, indem sie kleine Geschichten (meist in Form von Comics) zeichnen oder aber ihre philosophischen Gedanken notieren. Dann verstecken sie diese Nachrichten beispielsweise in Steinhaufen oder Steinritzen.
Wenn andere Kataphile diese Traktate finden, dann hinterlassen sie sozusagen eine Antwort und behalten den Fund. Diese Nachrichten stellen für manche eine äußerst seriöse Anlass zum sammeln da.


Die mutigsten Touristen steigen dort hinab, um die ordentlichen Reihen an Menschenknochen zu sehen. Sie können sich dort unten nicht verirren, denn der Weg ist vorgegeben und alle Abbiegungen vergittert. Der Abschnitt für die Besichtigung ist nur 1,5 km lang – nichts im Vergleich zu der wahren Größe des unterirdischen Reiches. 
An den Wänden liegen schön geordnet Menschenknochen - viele Menschenknochen. Doppelt so viele Menschen, wie die ganze Pariser Bevölkerung mit den äußeren Provinzen, sollen es dort unten sein. Paris steht auf ihren Ahnen, aber wie lange werden sie die sich immer neurende Metropole halten können?

Besuchen könnt ihr die Katakomben in Paris Place Denfert-Rochereau. Ihr werdet viele Stufen hinabsteigen müssen und unten ist es ziemlich kalt, ca. 14 °C. Aber ich warne euch! Das ist kein Platz für Leute mit Platzangst oder schwachen Nerven. Und das meine ich ernst. Ich fand es ziemlich gruselig so tief unter der Erde!


Eure Janna

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Janna