„Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas dem Älteren
Autor: Alexandre Dumas (1802-1870)
Andere Werke von A. Dumas:
Die Bartholomäusnacht (!!!), Die Drei Musketiere, Der Mann mit der eisernen Maske – alles Klassiker.
Gattung: Abenteuer
Umfang: ca. 940 Seiten
Inhalt: Es ist unmöglich diesen umfangreichen Roman in einer kurzen Inhaltsangabe wiederzugeben. Hier ist ein Versuch:
Der junge Seefahrer Edmond Dantès steht kurz davor, der glückliste Mann in Marseille zu werden: Er soll zum Schiffkapitän des Pharao ernannt werden und die schöne Katalonierin Mercedes heiraten. Das Unglück trifft ihn an seinem Hochzeitstag. Edmond wird als Bonapartist des Landesverrats angeklagt und gleich einem gefährlichen Verbrecher ins dunkelste Verlies des Chateau de If eingekerkert. So verbringt er Jahre in der Dunkelheit, ungewiss, welches Verbrechen er begannen hat. Von Hunger und Selbstmordgedanken geplagt droht er verrückt zu werden. Und plötzlich gelingt Edmond die unglaublichste Flucht der Literaturgeschichte.
Reich und gebildet kehrt er als der Graf von Monte Christo in die Pariser Gesellschaft zurück, mit einem einzigen Gedanken besiedelt: Rache zu nehmen! Denn in den Tiefen des Gefängnisses hat er mit Hilfe eines Freundes die Wahrheit über seine Verhaftung entdeckt.
Er hat nicht vor die Verräter zu töten. Nein, er wird ihnen das antun, was sie ihm antaten: ihnen alles nehmen!
Zur Entstehung dieses Buches:
Das ist wahrscheinlich eine der unglaublichsten Geschichten der Literatur. Und damit meine ich nicht den Roman, sondern seine Entstehung!
Im Jahre 1842, als A. Dumas sich in Florenz aufhält, gibt der Ex-König von Westpfahlen (Bonapart) ihm die Aufgabe seinen Sohn (Prinz Napoleon) auf die Insel Elba zu begleiten. Sie stellt eine der heiligsten Orte für die Königsfamilie da.
Nachdem beide diese erkundet haben, besuchen sie eine Nachbarinsel, Pianoz, um dort zu jagen. Der Begleiter macht dabei auf eine weitere Insel aufmerksam, die sich ebenfalls in unmittelbarer Nähe befindet.
„Welchen Namen trägt diese wunderbare Insel?“, fragt Dumas.
„Man nennt sie Monte-Christo“, antwortet der Begleiter.
Dieser Name bezaubert Dumas.
„Mon Siñor“, wendet er sich an den Prinzen, „mit Gedenken an unsere gemeinsame Reise, werde ich einen meiner Romane, die ich irgedwann Mal schreiben werde, ‘Monte-Christo‘ nennen!“
Ein Jahr darauf, Dumas ist bereits nach Frankreich zurückgekehrt, unterschreibt er den Kontrakt mit einem Verlag. Regelmäßig soll ein Kapitel des Romans, den er noch nicht geschrieben hat, in der Zeitung erscheinen. Sobald er ein Kapitel vertig hat kommt es in den Druck. Mit anderen Worten: er kann nichts – gar nichts – in Nachhinein korrigieren (Der Mann war ein Genie!).
Dumas erinnert sich, dass er einmal ein Buch von Pesche gelesen hat, „Notizen. Aus den Archiven der Pariser Polizei“ Besonders eine der Geschichten erregte damals seine Aufmerksamkeit. Und darum ging es in ihr: Paris 1809.
Der Schuster Piko, ein armer Mann, begibt sich auf ein Treffen mit Freunden, um ihnen zu erzählen, dass er bald eine schöne junge Frau heiraten wird, die außerdem noch ein kleines Vermögen besitzt. Aus Eifersucht hintergehen ihn die Freunde und er kommt ins Gefängnis mit dem Verdacht ein englischer Spion zu sein (Fällt euch schon etwas auf?! Lest weiter!). Nach 5 Jahren entlässt man ihn aus dem Gefängnis. Piko begibt sich auf die Suche nach seinen früheren Freunden mit einem Gedanken – Rache! Er tötet drei, bis der vierte ihn zum Schluss umbringt. Davor entehrt er sie und lässt sie verarmen.
Wenn ihr jetzt bei Inhalt schaut, werdet ihr fest stellen, dass es fast die gleiche Geschichte ist!!! Krass, ja?
Kommentar:
Das ist eins der grandiosen Bücher, die man immer und immer wieder lesen kann. Jede Seite ist spannend, interessant und lustig. Die Figur des Grafen von Monte Christo (Edmond Dantès) begeistert den Leser jedes Mal, wenn sie in Erscheinung tritt. Seine ungeheure Pünktlichkeit, sein Wissen und dass er immer sein Wort hält– das alles ist dermaßen außergewöhnlich, dass man nicht anders kann, als ihn zu sympathisieren.
Auch wenn er manchmal erbarmungslos und fast schon unmenschlich zu handeln scheint, so bleibt immer klar, dass Edmond ein reines und gutes Herz hat. Er kann vergeben. Das wichtigste aber ist, dass er lieben kann, obwohl er es erst später erkennt.
In diesem Buch lässt sich alles finden: Abenteuer, Verrat, Liebe, Rache, Gier, Angst, Wahnsinn, Glück und Unglück. Sowohl freie Matrosen, reiche Familien und Grundbesitzer, unschuldige Mädchen, treue Freunde, als auch Räuber, Mörder und Verräter treten in ihm auf. Es ist einer der ergreifendsten Romane der klassischen Literatur.
Ich rate jedem, der auf Abenteuer steht oder etwas Neues probieren will, dieses Buch zu lesen. Denn ich kenne niemanden, der nicht mitgerissen wurde davon.
Lesebrobe:
„ „Hinunter!“, sagte er dann. Und mit einem Lächeln des Zweifels auf den Lippen und das letzte Wort menschlicher Weisheit: „Vielleicht!“ murmelnd, stieg er hinab.
[…] Jetzt war kein Zweifel mehr, der Schatz war wirklich da; man hätte nicht soviel Vorsichtangewandt, um einen leeren Koffer an diese Stelle zu bringen.
In diesem Augenblick waren die Seiten des Koffers vollständig freigelegt, und Dantès sah nach und nach das zwischen zwei Vorhängeschlössern befindliche Mittelschloss und die Hänkel an den Seitenwänden; alles dies war ziseliert, wie man in jener Epoche, da die Kunst die gewöhnlichsten Metalle kostbar machte, ziselerte.
[…] Dantès zwängte die scharfe Seite der Hacke zwischen Koffer und Deckel und drückte auf den Stiel; der Deckel knarrte und sprang auf.
Das Fieber ergriff Dantès; er nahm sein Gewehr, lud es und stellte es neben sich. Zuerst schloss er die Augen, dann öffnete er sie wieder und war geblendet.
Der Koffer bestand aus drei Abteilungen.
In der ersten glänzten rödlich-gelbe Goldtaler.
In der zweiten schlecht polierte, in guter Ordnung nebeneinander liegende Barren, die vom Golde nur das Gewicht und den Wert hatten.
Aus der dritten endlich, die halb voll war, hon Dantès Hände voll Diamanten, Perlen, Rubine, die, in funkelndem Strome zurückfallend, ein Geräusch machten, wie wenn der Hafgel gegen die Fenster schlägt.
Nachdem Dantès mit zitternden Händen das Gold betastete und in den Edelsteinen gewühlt hatte, erhob er sich und rannte durch die Höhlen wie jemand, der dem Wahnsinn nahe ist. Er sprang auf einen Felsen, von wo er das Meer sehen konnte, und bemerkte nichts; er war allein, ganz allein mit dem unberechenbaren, unerhörten, fabelhaften Reichtum, der ihm gehörte.
Doch träumte er oder wachte er? “
Eure J.S.