Heute meine lieben ist der sogenannte "Vergebungstag", der letzte Feiertag der slawischen Masleniza. Bestimmt kennen die meisten von euch diese Feiertage gar nicht, aber ich will euch über sie erzählen. Denn es ist ziemlich spannend!
Masleniza (Mасленица auf Russisch) wird vom Google als "Karneval" übersetzt. Für mich ist das eine ziemlich irreführende Aussage. Die Begriffe haben vielleicht etwas Gemeinsames in ihrer Etymologie, aber sind auf jeden Fall keine gültige Übersetzung aus meiner Sicht. Besonders Ausländer, die rein gar nichts mit dem Begriff Masleniza anfangen können, verstehen dann die Idee und den Hintergedanken nicht.
Ein heidnischer Brauch
Die Mасленица ist ein Brauch, der weit in die Geschichte des slawischen Volkes reicht und aus einer Zeit stammt, wo das Christentum noch lange nicht verbreitet war. Damals lebten auf russischem Gebiet die heute sogenannten Heiden hier. Ihre Kultur hatte eigene Traditionen. Zum Beispiel gab es viele Naturgötter, denen Opfer gebracht wurden, die verehrt und gefürchtet wurden. Genau aus dieser Zeit entstammt die Masleniza. Es ist ein Fest an die Götter mit der Bitte den Frühling und Fruchtbarkeit zu bringen. Gleichzeitig soll auch der Winter verabschiedet werden.
Wie viel von den heutigen Traditionen von damals stammt kann man natürlich nicht mit Sicherheit sagen. Mit der Zeit veränderte vor allem der christliche Glaube das heidnische Fest, den die Menschen trotz neuer Religion nicht aufgeben wollten. Die Kirche hat das Fest christianisiert und es dann auch Käse-Woche genannt (Сырная неделя). Nun gilt es als die letzte Woche vor der 7-wöchigen Fastenzeit vor dem orthodoxen Ostern.
Für die Slawen war Masleniza lange der Anbruch eines neuen Jahres. Bis zum 14. Jahrhundert fing das neue Jahr nämlich erst im März an. Es galt und gilt auch heute noch: So wie man das neue Jahr willkommen heißt, so wird es auch vorüber gehen. Deshalb wurde während dieser Woche ausgiebig gefeiert, viel gegessen und nicht gearbeitet! Der Begriff Masleniza stammt übrigens erst aus dem 16. Jahrhundert. Er ergab sich aus folgendem: In dieser letzten Woche vor der Fastenzeit war nach orthodoxen Brauch Fleisch bereits verboten, Milchprodukte aber noch nicht. Mаслo bedeutet nämlich Butter und in dieser letzten Woche wurden vor allem Blinis gegessen mit viel Butter!
Masleniza weltweit
Masleniza ist natürlich kein ausschließlich slawisches Fest! Viele Völker haben den Anbruch des Frühlings gefeiert und den Winter verabschiedet. In Westeuropa gehen diese feiern oft pausenlos in den Karneval über. Hier ist auch der Bezug zur slawischen Masleniza. Es sind zwei Bräuche die zeitlich nebeneinander liegen, allerdings keine Synonyme sind.
Diese Feiern haben in allen Ländern ihre eigenen Bräuche, die von Touristen mit Vorsicht behandelt werden sollten. Warum, dass erfahrt ihr gleich!
In manchen Städten Englands werden noch heute "Pfannkuchenläufe" veranstaltet. Frauen mit heißen Pfannen und Pfannkuchen laufen um die Wette. Der "Glöckner" läutet den Beginn ein. Während dem Lauf müssen sie den Pfannkuchen mindestens 3 Mal hochgeworfen und aufgefangen haben. Welche Frau zuerst den mit dem Teller wartenden Glöckner erreicht ist die Siegerin. Der Preis ist... ein Kuss des Glöckners.
In Polen sind die Hauptfiguren der Feier männliche Junggesellen. Gebt acht! Solltet ihr genau zu diesem Zeitpunkt in Polen sein dürft ihr euch nicht von jungen polnischen Frauen mit allen möglichen Schmackhaftigkeiten und Vodka auffüllen lassen. Als Dessert werden diese euch dann nämlich ohne zu fragen in ihr Zimmer nehmen...
In den ehemaligen Staaten Jugoslawiens könnte es leicht passieren, dass man in einem Schweinetrog durch das ganze Dorf gefahren wird und dann auf dem Dach des eigenen Hauses die Heufigur eines alten Mannes entdeckt.
Slawische Bräuche
Da die Masleniza die letzte Woche vor der langen Fastenzeit ist, gilt es, sich alles zu gönnen. Vor allem soll man genug "Fettpölsterchen" anlegen um bis Ostern durchzuhalten und deshalb viel Butter und Milchprodukte zu essen!
Es hieß, wer die Masleniza langweilig verbringt, der würde das ganze Jahr lang Unglück haben. Deshalb wurden alle Möglichkeiten ausgeschöpft und von früh bis Abend gefeiert: mit Reigen, Tanz, Gesang und Spiel. Vor allem das Verbrennen einer Heupuppe, die den Winter personifiziert, hat einen sehr hohen Stellenwert. Die jungen Männer raufen sich (кулачные бои - Faustkämpfe) und befreien die Frauen aus einem sogenannten "Schneestädtchen" (снежный городок).
Jeder Wochentag während der Feiern hat einen eigenen Namen und soll verschiedene Bräuche und Feiern einleiten. Am Montag wurde die Heupuppe gebastelt, durch das ganze Dorf gefahren und anschließend auf einem hohen Berg gestellt, von dem alle Kinder und nicht verheirateten Frauen und Männer schlittengefahren sind. Dienstags gab es Theateraufführungen zu der Thematik der Masleniza und noch mehr Schlittenfahrten. Zur Mitte der Woche wurden die meisten Blinis (russische Variante von einem Gericht zwischen Crêpes und Pfannkuchen) gegessen und Essenstände aufgebaut (so ähnlich wie einem Weihnachtsbasar). Man konnte alle möglichen Süßigkeiten kaufen und heißen Tee unter freiem Himmel trinken.
Donnerstags waren die Spiele angesagt. Es wurden die Faustkämpfe veranstaltet, die harte Regeln hatten. Zum Beispiel durfte man einen liegenden nicht schlagen, nur eins gegen eins kämpfen, keine Waffen außer den Fäusten benutzen usw. Am Freitag laden die Männer ihre Schwiegermütter ein und backen ihnen Blinis. Dabei müssen die Schwiegermütter allerdings alles nötige für die Zubereitung schon vorgeschickt haben.
Samstags laden dann die verheirateten Frauen ihre Familien ein. Dabei lädt diejenige ein, die erst vor kurzem verheiratet worden ist (damit es kein Streit gibt). Am letzten Tag der feiern besuchen Verwandten sich mit der Bitte einander zu vergeben für bewusste und versehentliche Beleidigungen.
Verabschiedet wird die Masleniza allerdings erst am Montag. Er gilt als der Tag der Säuberung von allem Sündigen mit dem Beginn der Fastenzeit. Die Männer "spühlen ihre Zähne" von sündigem Essen - trinken also viel Vodka und die Frauen müssen an diesem Tag alles angehäufte Geschirr der Masleniza säubern. Außerdem müssen alle in die Banja um sich zu Waschen.
Blinis - DAS Essen zur Masleniza
Blinis, dass wird hauptsächlich gegessen während dieser Woche. Es ist ein Gericht, dass zwischen Crêpes und Pfannkuchen liegt. Ein Rezept dazu von mir findet ihr hier. Natürlich gibt es einen guten Grund, warum gerade Blinis gegessen werden.
Sie sind rund, goldig und heiß, genau wie die Sonne. Mit dem Essen der Blinis soll die Sonne dazu aufgemuntert werden immer mehr und mehr zu scheinen und den Winter zu verscheuchen, damit der Frühling beginnen kann.
Was haltet ihr von der Masleniza? Würdet ihr diese Feiern gerne mal besuchen?
Küsse,
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Janna