Beowulf - Ein wahrer Held?

Ich stelle euch hin und wieder Bücher vor. Darunter viele Fantasy-Romane und moderne Werke. Heute kommt ein Buch ganz anderen Kalibers. Wir wollen gemeinsam weit weit zurück in die Geschichte reisen und von wahren Helden lesen:


BEOWULF
Ein angelsächsisches Heldenlied

Originaltitel: Beowulf (altengl.)
Autor: 
Genre: Epos, Heldenlied
Umfang: ca. 130 Seiten
Verlag: Reclam Verlag
Erschienen: 2013
Kaufen: bei Amazon

Inhalt

Um 800 n. Chr. wurde das Heldenlied auf altenglisch niedergeschrieben. Zahlreiche Übersetzungen erzählen die Geschichte des Gauten (Volk aus damaligem Schweden) Beowulf, der ein Ungeheuer namens Grendel besiegt und den König der Dänen somit von dessen Zerstörungskraft befreit. So edel ist dieser Held, dass ihn alle bewundern, Kinder und Alte, Männer und Frauen. So wird es König, doch sein Ende kann nicht mit Ruhe kommen...




Meinung

Von Beowulf hatte ich schon gehört. Aber viel wusste ich nicht und so war meine Neugier groß mehr zu erfahren. Die Ausgabe vom Reclam Verlag ist wirklich sehr schön gestaltet. Ich wusste gar nicht, dass es außer den normalen kleinen auch solche Hochglanzexemplare gedruckt werden. Das Coverbild empfand ich sofort als sehr passend. Aber erst beim Ende erkannte ich die versteckte Person unter Beowulf, die in der Geschichte eine Rolle spielt. 

Ein wenig schade war, dass auf der Rückseite in einem Satz schon die ganze Inhaltsangabe stand. Wenn man das Ende kennt, dann ist es schwer noch ergriffen zu werden. Aber spätestens nach der Hälfte des Buches musste ich feststellen, dass ich dem Werk vollkommen verfallen war. Warum? Hier sind die Gründe:

Die Übersetzung von Johannes Frey habe ich sehr gemocht. Die sprachliche Umsetzung entsprach meinen Vorstellungen vom 1. Jahrhundert und erschuf die Atmosphäre von längst vergangenen Zeiten, von kühnen Helden und scheußlichen Ungeheuern, von Festen und Trauerzügen, von Drachen und Göttern. Oft musste ich Wörter im Duden nachschlagen, aber das hat nicht gestört, denn ich wollte wissen, was sie bedeuteten. 

Durch den Stabreim, ein komplizierter Aufbau von Satzteilen, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen (Metrum, Länge...), war es von Zeit zu Zeit kein leichtes dem Gedankengang des Erzählers zu folgen. Welche Satzteile bilden ein Ganzes, welche sind nur Zusatzinformationen? Begriffe, wie Schlächter, Schlachtfürst oder Raser wiederholten sich oft und wurden immer wieder für andere Figuren benutzt. Da kamen mir die Anmerkungen hinten im Buch sehr nützlich vor. Obwohl ich anmerken muss, dass man hätte vielleicht auch im Text verweise geben können, dass diese Stellen erklärt werden. Ein kleines Sternchen hätte ausgereicht. 

Sehr befremdlich waren für mich anfangs die vielen Vor- und Rückblenden. Damit konnte ich nichts anfangen, denn sie forderten oft viel spezifisches Wissen um das Heldenlied herum. Sehr gefreut habe ich mich dann natürlich, dass der Anhang auch an dieser Stelle helfen konnte. Was nicht im Anhang zu finden war, ergänzte dann der Verlag oder auch Johannes Frey selbst bei der Leserunde von Lovelybooks. Beim zweiten lesen des Buches war ich natürlich vorbereitet und die Vor- und Rückblenden erschienen mir sogar irgendwie spannend. Sie gehören einfach in das Heldenlied, weil es damals üblich war die großen Zusammenhänge darzustellen. 

Die Handlung würde sich eigentlich auf ein Paar Seiten verkürzen lassen. Aber wo wäre da die Schönheit. Gerade die ausschweifenden Beschreibungen und Einschübe machen den Reiz der Geschichte aus. Heute würde kein Autor auf diese Weise schreiben und deshalb ist Beowulf auch einzigartig. Da ließt man fast schon eine ganze Seite die Beschreibung des Monsters Grendel und weiß am Ende trotzdem überhaupt nicht, wie er/es aussieht. Obwohl das eigenartig klingt ist es auch schön, weil es ein besonderer Stil ist. 

Zum Schluss will ich noch sagen, dass ich durch das Lesen von Beowulf sehr viel Allgemeinwissen zusätzlich anhäufen konnte. Es war mir nicht bewusst, wie wenig ich über die Geschichte von Adam und Eva kenne und über die Geschichte von Beowulf selbstverständlich. Aber auch Zeithistorische Erkenntnisse haben sich aus dem Zusammenhang für mich erschlossen. Ich habe viel über Kultur erfahren und auch die Werte und den Geist des 1. Jahrhunderts zu spüren bekommen. 

Beowulf ist kein Häppchen für zwischendurch. Es ist eine anspruchsvolle Kost, die Zeit braucht um aufgenommen und verdaut zu werden. Ich habe viel Geduld gehabt mit den Fremdwörtern und veralteten Formulierungen und gleichzeitig immer ein Lesezeichen bei den Anmerkungen gelegt. Wer das Heldenlied lesen möchte, sollte vorbereitet sein, dass es keine leichte Seefahrt mit angenehmer Briese sein wird. 


Fazit

Beowulf ist ein sehr spannendes Heldenlied mit einen interessanten und anspruchsvollen sprachlichen Gestaltung. Auch der veraltete Stil und die Art und Weise des Ausdrucks können auf den ersten Blick befremdlich wirken. Die Handlung ist umso ergreifender, wie die vielen Details, welche dem Leser auf den Weg gegeben werden. Das Heldenlied ist keine leichte Kost, dafür aber eine sich zu lesen vollkommen lohnende. 


Zusätzlich


Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei dem Reclam Verlag sehr herzlich für die tolle und sehr aufmerksame Begleitung der Leserunde von Lovelybooks bedanken. Die Fragen haben mir sehr geholfen und angeregt noch mehr und tiefer über die Thematik und das Werk nachzudenken!


Hat sich von euch auch jemand durch das Heldenlied gekämpft?


Küsse,
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Janna