Leonardo DiCaprio hat mich forschend von dem Plakat aus angeschaut, als würde er mich beobachten und keinen Gefallen daran finden, was er sieht. Da wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen musste, bevor ich den Film sehen würde. Schließlich gehört es zur Klassik und der Moment war einfach perfekt:
Autor: Francis Scott Fitzgerald
Genre: Roman
Umfang: ca. 200 Seiten
Erschienen: April 1925 (USA), 1928 (DE)
Empfohlen: ab 16/17 Jahren
Inhalt
Als Nick ein neues Haus kauft, weiß er noch nicht, dass die riesige Nachbars-Villa dem geheimnisvollen Mr. Gatsby gehört. Erst durch einen alten Freund, Tom Buchanan, und dessen reizende Frau Daisy, lernt er den reichen jungen Mann kennen. Wer ist dieser Mr. Gatsby? Niemand scheint das zu wissen. Reich ist er, schmeißt Parties, aber scheint nicht in der Stimmung dafür zu sein. Langsam spannt sich vor Nicks Augen eine Geschichte auf - eine Liebe, die bis dahin noch verschleiert war und jetzt allen Frieden zerstören kann...
Tatsächlich hat der Film „The Great Gatsby“, welcher nun schon in den Kinos gelaufen ist, mich dazu bewogen das Buch zu lesen. Denn ich gehöre zu den Menschen, die meistens keine Bücher mehr richtig genießen können, wenn sie den zugehörigen Film gesehen haben. Schnell lieh ich mir das Werk aus der Bibliothek aus und begann zu lesen.
Zu aller erst muss ich diejenigen unter euch warnen, die sich relativ unsicher in der Sprache fühlen: Das ist kein Buch für euch, nicht auf Englisch. Der Text hat eine sehr schöne, fließende Melodie und eine bezaubernde Wortwahl. Allerdings musste ich viele Begriffe in Wörterbuch nachschlagen.
Auch wenn manche von euch denken werden, dass man Texte auch versteht, wann man nicht jedes Wort kennt, muss ich widersprechen. Ich war nämlich der gleichen Meinung bis jetzt, aber Fitzgerald hat mich umgestimmt. Manche Sätze versteht man ohne ein absolut treffendes Adjektiv einfach nicht.
Fitzgerald hat eine unglaubliche bildliche Sprache, die er meisterhaft umsetzen kann. Er sieht jedes Detail und fängt die Schönheit eines Moments ein, um sie in schillernden Farben dem Leser zu präsentieren. Obwohl Fitzgerald seine Geschichte exakt beschreibt, malt er gleichzeitig ein Gemälde. Die Geschichte erscheint wie eine Abfolge von Bildern. Fitzgerald schafft es dadurch eine Distanz zwischen Leser und Handlung aufzubauen und die Geschichte irreal darzustellen.
Genauso wie die Distanz zwischen Leser und Handlung, erkennt man langsam die unüberbrückbare Distanz zwischen den einzelnen Figuren der Geschichte. Sie geraten in einen Dialog, sprechen miteinander, aber scheinen aneinander vorbeizureden. Zu Anfang merkt man nichts davon, doch es wird eindeutiger zum Ende hin. Weder Gatsby, noch Daisy oder der Erzähler erkennen die Realität. Sie leben, als wäre alles ein Traum - unwirklich und als würden sie niemals sterben. Schließlich kommt es zu einem fatalen Ende.
Das Buch beinhaltet mehrere Handlungsstränge, die Fitzgerald gekonnt verbindet und verstrickt. Erst erzählt er die Geschichten von den Figuren für sich allein, ohne darauf hinzuweisen, dass sie auf das engste miteinander zusammenhängen. Dann ergreift er die Fäden und zieht die Stränge aneinander, verknüpft und verflechtet die Handlung am Ende zu einem großen Ganzen. Das ist erst ziemlich ungewohnt, weil man nicht sofort von der Geschichte ergriffen wird, aber der Moment, wo sich jedes Puzzleteil einreiht, ist überwältigend.
Durch vielen Rückblenden und Fremdcharakterisierung gelingt es Fitzgerald die Figuren im „The Grat Gatsby“ zu entfalten. Daisy, gleich einem zarten Nachtfalter, erscheint erst mitfühlend und mild. Langsam lässt Fitzgerald ihre Kaltherzigkeit und das fehlende Realitätsbewusstsein durchscheinen. Sie ist unbeständig und sehr unsicher. Im entscheidenden Moment kann sie nicht einmal sagen, ob und wenn sie geliebt hat. Daisy geht zu dem zurück, welcher für sie Gemütlichkeit und Beständigkeit symbolisiert. Sie braucht jemanden, der ihrer Launenhaftigkeit standhalten und diese lenken kann.
Gatsbys Persönlichkeit ist schwer in weniger Sätzen zusammen zu fassen, ohne viel von dem Werk preiszugeben. Um auf der sicheren Seite zu bleiben will ich sagen, dass Gatsby die Verkörperung des American Dream ist. Die zwanziger Jahre in den USA mit ihren schillernden Kleidern, den Partys und dem Geld haben dem jungen Mann vorgespielt wichtig zu sein. Darin sah er Glück, aber er hat sich geirrt und sein Ende ist schockierend, traurig, aber unabwendbar.
In Fitzgeralds „The Great Gatsby“ gibt es keine positiven Figuren. Auch der Erzähler, Nick, lässt seine Fehler durchscheinen. Alle Charaktere, wie die Fülle der Gesellschaft, tragen die Schuld an dem fatalen Ausgang der Geschichte. Es ist eine versteckte Kritik, die erst am Ende, aber dafür sehr deutlich, dargestellt wird.
Das letzte Kapitel spiegelt aus meiner Sicht noch einmal die Quintessenz des Werkes. Fitzgerald konzentriert sich auf die Gesellschaft, welche sich abwendet in Anschein des größten Unglücks. So viele „Freunde“, wie Gatsby hatte, sie lösen sich in Luft auf und er bleibt verlassen. Sogar sein Vater, der dem Leser vortäuschen will sich über den Sohn zu sorgen, ist eigentlich nur stolz auf dessen finanzielle Errungenschaften. Eine Tragödie, die Fitzgerald dem Leser indirekt vor Augen führt.
Fazit
Alles in Allem ist "The Great Gatsby" absolut lesenswert. Auf Deutsch kann ich ihn ohne weiteres an alle weiterempfehlen. Im Original treten da schon mal Schwierigkeiten sprachlichen Charakters auf. Da der Roman viel Charme durch seine Sprache besitzt, kann es für diejenigen, welche keine umfassenden Englischkenntnisse besitzen, problematisch werden.
Meisterhaft beschreibt Fitzerald jede einzelne Szene und beleuchtet gleichzeitig die unüberbrückbare Distanz zwischen Leser und Geschehen und den Figuren im Roman. Auf diese Weise wird der Fatalismus der Geschichte zusätzlich unterstrichen. Die Figuren malt Fitzerald in schillernden Farben aus, betont dabei fast schon sarkastisch ihren fehlenden Sinn für Realität und andere Macken.
Wie bereits gesagt läuft alles auf ein fatales Ende hinaus. Doch Fitzerald erlaubt keine Tränen - nur dumpfe Irritation und ein Gefühl der Leere. Diese Atmosphäre rundet das Geschehen perfekt ab und lässt in die Abgründe einer von außen goldenen Gesellschaft der zwanziger Jahre in den USA blicken!
Zusätzlich
"Der Große Gatsby" ist seit seinem erscheinen mehrmals übersetzt und verfilmt worden. Das letzte Mal zeigte sich Jay Gatsby mit dem Gesicht von Leonardo DiCaprio in den Kinos. Ich habe den Film leider nicht gesehen, werde das aber so schnell wie möglich noch nachholen.
Zwanziger Jahre in den USA - schillerndes Leben oder gibt es da eine Kehrseite?
Was denkt ihr?
Küsse,
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Janna